Bayerns älteste Bäuerin entpuppt sich als minderjähriger Bub

Anthropologen korrigieren erste Einschätzungen des Dingolfinger Kreisarchäologen - Bedeutsame Grabbeigabe beim Waschen der Gebeine entdeckt.

Eine kuriose Wende hat es bei den wissenschaftlichen Untersuchungen von Niederbayerns ältesten menschlichen Skelettfund gegeben. Bei den Ende August 2005 nördlich des Fußballplatzes gefundenen Gebeinen handelt es sich nicht wie ursprünglich angenommen um eine rund 45 Jahre alte Bäuerin, sondern um einen Bub im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Das Skelett ist vermutlich rund 7500 Jahre alt und stammt aus der Jungsteinzeit. "Wegen des Abriebs der Zähne und der feinen Knochen war ich mir sicher, dass es sich um eine ältere Frau handelt. Doch die Anthropologen haben mich einen Besseren belehrt", räumte Kreisarchäologe Dr. Ludwig Kreiner beim Jahresrückblick in Dingolfing ein. Die Wahrscheinlichkeit, das es ein Bub sei, liege bei 70 Prozent. Kreiner nahm es mit Humor: "Ich habe noch nie mit meiner Einschätzung so daneben gelegen. Künftig sage ich nichts mehr ohne meinen Anthropologen."

Der Bub sei deines der ersten Kinder gewesen, die vor 7500 Jahren mit den Einwanderungstrecks aus Südosteuropa und Asien nach Niederbayern gekommen sind. Beim Waschen des Skeletts haben die Archäologen eine weitere bedeutsame Entdeckung gemacht: Auf dem Gewand des Buben waren die Schlundzähne einer Weißfischart als Grabbeigabe aufgenäht - typisch für die Mittelsteinzeit vor 8000 Jahren. Es ist also möglich, dass der Fund weit älter ist als angenommen. Genaueres über Alter und Herkunft des Kindes weiß Kreiner Ende Februar. Dann liegen die Untersuchungsergebnisse aus den Labors in Wien und München vor.

 

“Urmutter aller Niederbayern” stammt möglicherweise aus Aufhausen

Bei den Ausgrabungen neben dem Fussballplatz wurde ein Frauenskelett entdeckt. Über 7000 Jahre soll es alt sein und somit aus der Zeit der Linearbandkeramik stammen.
Die Frau dürfte zu den ersten hundert Menschen zählen, die in Niederbayern sesshaft geworden sind. Ihr Schädel und die Knochen sind erstaunlich gut erhalten. Das Skelett wird nach seiner kompletten Bergung von Wissenschaftlern genauer untersucht. Mit der sogenannten C14 Methode soll das Alter der Knochen exakt ermittelt werden. Die bisherige Datierung wurde von unserem Kreisarchäologen Ludwig Kreiner, anhand der Schmuckstück die sich im Grab als Beigaben befanden, vorgenommen.
Wenn es sich bestätigt, dass dieser Skelettfund über 7300 Jahre alt und somit der Bandkeramischen Kultur zuzuordnen ist, dann hat unser Dorf wieder ein über seine Grenzen hinaus aufsehenerregendes Ereignis.
Als Bandkeramische Kultur wird eine der ältesten bäuerlichen Kulturen der Jungsteinzeit in Mitteleuropa bezeichnet. Der Name bezieht sich auf Keramikgefäße, die mit einem besonderen Bandmuster verziert worden waren. Damals ging es auch bei uns los mit Ackerbau und Viehzucht.
Nachgewiesenermaßen haben unsere Vorfahren schon Getreidesorten angebaut wie Emmer, Dinkel oder Einkorn. Flachs, Hülsenfrüchte und auch Mohn standen auf ihren Äckern.
In den vergangenen Jahren wurden in der Nähe der Skelett-Fundstelle auch die Reste mehrer jungsteinzeitlicher Häuser gefunden, die bis zu 30 Meter lang waren.

     

     

 

Archäologie in Aufhausen

Das Vilstal ist seit über 7500 Jahren ständig besiedelt. Einen zentralen Ort innerhalb der Besiedlungsgeschichte nimmt dabei Aufhausen ein. Im Osten der Ortschaft entsteht derzeit ein fast 20 ha großes Gewerbegebiet. In dieser Fläche kannten die Archäologen bereits seit fast 30 Jahren vorgeschichtliche Siedlungsspuren.

Manfred Schötz, Lehrer aus Lichtenhaag, begeht seit 1970 fundträchtige Äcker im gesamten Vilstal und hat auch in dieser Fläche in Aufhausen viele Scherben, Geräte aus Silex und Felsgestein gefunden, die uns zeigten, daß hier seit der ältesten Jungsteinzeit Menschen lebten. Seit 1979 gibt es in Bayern eine eigene Luftbildarchäologie. Otto Braasch und Klaus Leidorf liefern seither jedes Jahr neue Bilder - auch von Aufhausen. So wußten die Archäologen bereits seit langem, daß hier im Osten von Aufhausen, auf einer Lößterasse zwischen der Vils und einem Bach, ein Siedlungsareal liegt, das erstmals vor etwa 7500 Jahren erschlossen worden war und seither immer wieder aufgesucht wurde.

Als das Gebiet als Gewerbefläche ausgewiesen wurde, stand fest, daß man hier vor einer Überbauung umfangreiche Ausgrabungen durchführen mußte. In ausgezeichneter Zusammenarbeit zwischen dem Markt Eichendorf und der Kreisarchäologie wurden kostengünstige Wege gesucht und gefunden, um zum einen die geforderte Qualität der wissenschaftlichen Untersuchung zu gewährleisten und zum anderen die Kosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten.

Bereits 1990 fanden auf dem Gelände des Gemüsebetriebes Beer die ersten Ausgrabungen von Januar bis März statt. Neben Siedlungsspuren der Badener Kultur (ca. 3500 v. Chr.), einer Kultur, die vor allem in Niederösterreich verbreitet ist, fand man eine großflächige Siedlung der Urnenfelderzeit (ca. 1200 v. Chr.) mit viel Keramik und Hinweisen auf Textilverarbeitung.

1997 begannen dann die Grabungen in der östlichen Anschlußfläche, die bis heute zu fast 2/3 untersucht ist. Die älteste Siedlung entstand in diesem Bereich bereits vor über 7500 Jahren. Sie fanden einen dichten Eichen-Buchen-Urwald vor, den sie erst mit ihren Steinäxten roden mußten. Die Bäume zeigten ihnen auch die ausgezeichnete Bodenqualität des Untergrundes an, denn als Siedlungsböden wurde nur die beste Bodenqualität ausgesucht. Diese ersten Ackerbauern wanderten aus dem Balkan kommend bei uns ein. Sie brachten Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen als Haustiere mit sich und bauten bereits Getreide, Emmer, Einkorn und Dinkel an. Ihre Häuser errichteten sie aus Eichenstämmen. Die Länge der Bauten betrug etwa 25 m. Sie waren zwischen 5 und 6 m breit. Diese ersten Siedler lebten etwa 3-4 Generationen in Aufhausen (ca. 100 Jahre).Nach dieser Zeit waren wohl die Böden erschöpft, die Wälder leer gejagt und die Gewässer leer gefischt.

Etwa 500 Jahre später - die Natur hatte die ersten Besiedlungsspuren wieder vollständig ausgelöscht - kamen die nächsten Siedler. Dieses Schema wiederholt sich in Aufhausen bis in die Zeit der Kelten (ca. 300 v. Chr.). Seit etwa 2300 Jahren blieb dann das Gelände Ackerfläche. Den Archäologen gelangen in ihren Ausgrabungen in Aufhausen sensationelle Entdeckungen: so fanden sie 1997 ein 6000 Jahre altes Gefäß in der Form eines Menschen, die sog. Venus von Aufhausen. Dieses Kult-Gefäß ist bisher in Europa ein einzigartiger Fund. Aus der Glockenbecherkultur (ca. 2400 v. Chr.)fanden die Archäologen einen Friedhof, bestehend aus acht Gräbern. In einen Brandgrab eines etwa 5jährigen Buben fand man neben einem Gefäß, Knochenanhängern, Pfeilspitzen aus Feuerstein, einer Armschutzplatte aus versteinertem Holz und einem Kupferdolch auch zwei hauchdünne Blechbänder aus Gold. Diese Goldblechbänder sind sehr selten; bisher kennen wir insgesamt neun in ganz Europa. Neben einem Blechband, das man 1992 in Landau fand (die Aufhausener und die Landauer Familien waren offenbar verwandt miteinander) stammen alleine drei davon aus unserer Region und machen sie zu einem Zentrum dieser Kultur, die von Irland bis Marokko und von Portugal bis Ungarn reicht. Diese außergewöhnlichen Funde haben Aufhausen innerhalb der archäologischen Fachwelt Europas bekannt gemacht. Es ist abzusehen, daß dies nicht alles ist, was dort noch an Wichtigem entdeckt werden wird. In einer Ausstellung und in einem Buch sollen, in absehbarer Zeit die Funde aus dem gesamten Gemeindegebiet Eichendorf vorgestellt werden.

(Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologe)

 

Goldschatz

Goldband aus dem Brandgrab

 

Robert Pleyer beim Freilegen des “Goldgrabes” zu Aufhausen

Venus im Auffindungszustandklein

Venus im Auffindungszustand

Venus von Aufhausen

Grabbeigabe

do hamma her